Der Texaner, der mit seiner stoischen Art an Dorian Yates erinnert, konnte in seinem sechsten Anlauf endlich die lang verdiente Arnold-Classic-Trophäe in den Händen halten. Bereits im Line-Up wurde deutlich, dass der Sieg nur an Branch Warren gehen konnte. Der Olympia-Dritte von 2010 brachte mit wuchtigen Muskeln und tiefen Einschnitten das perfekte Paket auf die Bühne des Veterans-Memorial-Center in Columbus, Ohio.
Aus deutscher Sicht ist der zweite Platz von Dennis Wolf eine Sensation. Niemals zuvor ist es einem Athleten der Bundesrepublik gelungen, soweit in die Spitze der Arnold Classic vorzudringen. Dennis überragte nicht nur das Athletenfeld in der Länge, sondern auch der Breite. Obwohl die Folgen seiner Bauch-OP unübersehbar sind, konnte der in Las Vegas lebende „Bad Wolf“ mit einer tadellosen Linie punkten. Lediglich seine Härte, die im Wettkampfverlauf immer mehr zu schwinden schien, war ein Schwachpunkt, der durchaus einen dritten Rang hätte begründen können.
Doch auf diesem landete Victor Martinez. Für den Dominikaner ist die Tatsache, wieder um den Sieg in einem Profi-Wettkampf mitmischen zu können, bereits ein riesiger Erfolg. Von seiner schweren Beinverletzungen war am Wochenende nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil, der Mann, der in der Nähe von New York City ein Fitness-Restaurant eröffnet hat, konnte eine Physis in das Scheinwerferlicht stellen, die an seine beste Zeit erinnerte. Trotz seiner prallen Muskulatur und einzigartig harmonischen Symmetrie war Victor etwas zu weich, um Branch wirklich gefährlich werden zu können.
Evan Centopani profitierte vor zwei Wochen von der überraschend schlechten Form seiner Konkurrenz, darunter u.a. Dennis Wolf und Dexter Jackson, und sicherte sich so den Sieg bei der Flex Pro. Diese Schlagzeile müssen die Jurymitglieder im Kopf gehabt haben, als sie Centopani auf den vierten Rang setzten. Evan hatte zwar seine Hausaufgaben vorbildlich erledigt und stand knochentocken wie massiv auf der Bühne, dennoch hat der gute Mann eklatante Strukturschwächen, die einen Platz im Finale der Arnold Classic eigentlich nur in Ausnahmefällen ermöglichen.
Nachdem Dexter Jackson die „Flex Pro“ wider aller Erwartungen nicht gewinnen konnte, überzeugte er auch in Columbus nicht mit seiner gewohnt bestechenden Form. Es scheint, als sei der ehemalige Mr. Olympia müde geworden. Seine exzellente Symmetrie rettete ihn in das Finale, wobei auch ein niedrigerer Rang durchaus vertretbar gewesen wäre.
Obwohl Ronny Rockel mit seinem sechsten Platz bei der letzten Wahl zum Mr. Olympia endgültig in der Spitze des Profi-Bodybuildings angekommen zu sein schien, passierte dem sympathischen Sachsen das, was für den Anfang seiner Karriere typisch schien. Er wurde übersehen. Ronny stand in der Form seines Lebens auf der Bühne und hätte auf Grund seiner extremen Definition und vollen Muskelköpfe sowie gigantischen Beine ohne lange Diskussion auf Platz drei wenn nicht sogar auf Platz zwei gehört. Aber das Schicksal wollte es, dass er nur im Finale einen einzigen Vergleich mit der Spitzengruppe bekam und so seine Überlegenheit nicht zeigen konnte.
1. Branch Warren
2. Dennis Wolf
3. Victor Martinez
4. Evan Centopani
5. Dexter Jackson
6. Ronny Rockel
7. Johnnie Jackson
8. Roelly Winklaar
9. Toney Freeman
10. Ben Pakulski
11. Sergey Shelestov
12. Fouad Abiad
13. Essa Ibrahim Obaid
14. Robert Piotrkowicz